Depots der Meisterspekulanten: auf leise Zeichen achten
Die Depots der großen Gurus werden von Analysten gut beobachtet, die allgemeine Öffentlichkeit verfolgt diese Informationen aber nur sporadisch. Das hat auch etwas mit der Kommunikation der Protagonisten zu tun. Im Falle des George Soros sind es seine manchmal laut vorgetragenen Statements, wenn es etwa um sein politisches oder philantropisches Engagement geht. Diese Aussagen werden beachtet, ebenso studieren seine Anhänger eifrig seine oft überspitzt wirkenden Thesen zu den Märkten im Allgemeinen und ihrer politischen Steuerung im Besonderen – eine Lieblingstheorie von Soros. Wenn er jedoch handelt, bleibt er leise. Das jedoch sollte Anleger interessieren, denn das Handeln von milliardenschweren Investoren wie Soros und Buffet kündigt oft einen Trendwechsel an wichtigen Märkten an.
Soros kauft Gold
Der jüngste Schwenk von George Soros im Frühjahr 2016 sollte auch kleine Anleger hellhörig machen. Vermutlich ist es an der Zeit, Aktien eher abzustoßen und ins Gold zu investieren. Soros jedenfalls tut das gerade, er löste einen großen Teil seiner US-amerikanischen Aktienpositionen (Volumenanteil: 37 %) auf. Das frei gewordene Kapital steckte er in Goldfonds und Anteile an Goldminen. Außerdem kaufte er jüngst 2,1 Millionen Put-Optionen auf den S&P500, die bei einem Absturz des marktbreiten Index’ gewinnen. Das ist ein sehr deutliches Signal, dass Soros an einen baldigen Absturz der US-amerikanischen Aktienmärkte glaubt. Wenn es wirklich so kommt, dürfte in der Tat Gold der große Gewinner sein.
Woher bezieht Soros seine Informationen?
Investoren wie Soros profitieren unter Umständen von einem Informationsvorsprung aufgrund ihrer sehr guten Vernetzung, so schätzen es Experten ein. Ein wichtiger Punkt kommt hinzu: Sie sind so kapitalkräftig, dass sie ihre Prognosen wahr werden lassen. Sie investieren in einem Umfang, der die Märkte tatsächlich bewegt. Einerseits lösen ihre millionenschweren Investitionen einen eigenen Schub aus, andererseits folgen ihnen viele Anleger rund um die Welt, was den Schub noch verstärkt. Das führt zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen.
Keine Skepsis mehr gegenüber Gold
Soros hat seine Zurückhaltung gegenüber dem Gold abgelegt. Er investierte ab Januar 2016 in das Edelmetall und musste pflichtgemäß sein Engagement der amerikanischen Börsenaufsicht mitteilen – das betrifft alle Anleger mit einem Vermögen über 100 Millionen Dollar. Er erwarb beispielsweise 1,7 % an der weltgrößten Minengesellschaft Barrick Gold (zum Kaufzeitpunkt: 264 Millionen Dollar), das ist inzwischen seine größte börsennotierte Beteiligung in den USA. Auch im SPDR Gold Trust ist er mit 1,05 Millionen Anteilen engagiert. Das ist ein Indexfonds auf Gold. Im Zeitraum der Soros-Goldinvestitionen verteuerte sich das Edelmetall um 16 % und legte damit den stärksten Preisanstieg pro Quartal seit 1986 hin. Das beweist den beschriebenen Mechanismus der hohen Investitionen solcher Anleger wie Soros. Auch Barrick Gold profitierte sehr stark von Soros’ Engagement, die Aktie legte seit Jahresbeginn 2016 um sagenhafte 156 % zu. Allerdings hatte sie zuvor lange unter massivem Druck gestanden. Minen-Titel steigen immer etwas eher und stärker als der Goldpreis selbst.
Behält Soros immer recht?
Durchaus nicht. Mit dem Gold lag die Wall-Street-Ikone richtig, Soros war kurz vor dem beginnenden Preisverfall 2011 ausgestiegen und hatte dann mehrjährig vor Gold gewarnt. Auch andere Soros-Engagements waren überaus erfolgreich, sonst wäre der Star-Investor wohl nicht mit 24,4 Milliarden Dollar einer der vermögendsten Menschen auf dem Planeten (28. Stelle nach inoffiziellen Rankings). Doch nicht alle seine Prognosen bewahrheiten sich, jedenfalls nicht immer im von Soros vorhergesagten Ausmaß. Die chinesische Wirtschaft sah er beispielsweise in jüngster Zeit vor einem absoluten, epochalen Kollaps, der die Weltwirtschaft mit herunterziehen werde. Nun schwächelt Chinas Wirtschaft zwar in der Tat ein wenig, doch ein “epochaler Kollaps” ist keinesfalls auszumachen, auch leidet die Weltwirtschaft nicht darunter wie von Soros prophezeit. Mit einigen seiner früheren Engagements scheiterte George Soros auch, jedoch überstiegen seine Gewinne stets bei Weitem die Verluste. Anleger sollten also nicht unbedingt nur punktuell einzelnen Soros-Engagement folgen (wie gegenwärtig der Gold-Investition). Sie müssten, um ähnlich erfolgreich zu sein, das Soros-Depot 1:1 nachbilden, was aufgrund der unzureichenden Informationslage schlechterdings unmöglich ist. Der Investor hat schließlich nicht nur riesige, meldepflichtige Anteile im Portfolio, sondern hält auch kleinere Beteiligungen, die seinen Gesamtfonds stützen.