Edelmetalle gelten traditionell als Absicherung gegen Wirtschaftskrisen, lasche Notenbanken, unkontrollierbare Entwicklungen und Schulden. Im Jahr 2018 scheint das aber nicht mehr zu funktionieren. Die Preise für Gold und Silber stagnieren trotz weltweiter Krisen nicht nur, sie sinken sogar.
Was geschieht mit den Edelmetallpreisen?
Eine lasche Zinspolitik der Notenbanken und Anleiheaufkäufe (Quantitative Easing) – die moderne Form des Gelddruckens – waren über Jahrzehnte eine Gewähr für steigende Edelmetallpreise. Doch nicht nur Gold, Silber, Platin & Co., sondern auch Immobilien, Oldtimer und Kunst sollen dann im Wert steigen.
Bei den Sachwerten funktioniert das auch, nur die Edelmetalle bleiben zurück. Sie kollabieren gar in ihren Preisen, wie das Silber beweist: Anfang September 2018 notiert es bei 14,50 Dollar pro Feinunze und damit auf dem Ausverkaufsniveau des letzten Quartals 2015. Nur im Januar 2016 hatte es ein noch tieferes Tief unter 14 Dollar markiert. Wenn dieses unterschritten würde, gäbe es wohl kein Halten mehr, fürchten Experten.
Das Gold sieht nicht besser aus, es entfernt sich immer weiter von seinem Höchststand über 1.900 Dollar Ende 2011. Derzeit notiert es bei rund 1.200 Dollar, in den letzten Monaten ging es nur noch bergab.
Erklärungen gibt es allerdings durchaus. Die Edelmetalle haben möglicherweise als Krisenwährung ausgedient, seit die großen Technologiekonzerne wie Amazon, Google, Apple, Netflix oder Alibaba das Rennen machen. Auch Kryptowährungen ziehen massenhaft Spekulanten an. Ein dritter, wichtiger Punkt ist die Überhitzung vor allem des Goldpreises nach dem Platzen der Dotcom-Blase zu Beginn des neuen Jahrtausends. Gold wurde so teuer wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Wenn es jetzt im Preis nachgibt, wäre das nur eine logische Korrektur
Das Silber ist als industriell stark verbrauchtes Metall (unter anderem Katalysatoren, fotochemische Industrie, Solarzellen, Batterien etc.) auch von schlechteren Aussichten für die Weltkonjunktur betroffen.
Sollte man jetzt in Gold und Silber einsteigen?
Wer als Trendfolger handelt, dürfte Gold und Silber zum gegenwärtigen Zeitpunkt sicher nicht anfassen. Antizykliker hingegen sehen im Preisrückgang gute Chancen. Es ist durchaus denkbar, bei einer Konsolidierung nach einem Tief mit einer Long-Position vorsichtig auf einen erneut steigenden Kurs zu spekulieren.
Das muss nicht im ersten Anlauf gelingen, daher sollten die Anleger nicht unbedingt hochriskante Turbo-Papiere buchen. Es bieten sich mäßig gehebelte Derivate (Hebel rund 1:5 bis 1:10) oder gar der Kauf von physischem Gold und Silber etwa in Form von Münzen an.
Was besagt die Gold-Silber-Ratio?
Die Gold-Silber-Ratio ist das Preisverhältnis zwischen den beiden Edelmetallen, das sich eigentlich nach deren Vorkommen, den Explorationsmöglichkeiten und der Nachfrage entwickeln sollte, was aber nur ein theoretische Annahme ist.
Zuletzt erreichte es durch den überproportionalen Kursrückgang von Silber den sehr hohen Wert von 78,4, der für ein baldiges Absinken spricht – so zeigen es die Erfahrungen der letzten 25 Jahre. Wenn es sinkt, entwickelt sich der Silberpreis besser als der Goldpreis. Das spräche dafür, jetzt zunächst in Silber und vielleicht später wieder in Gold zu investieren. Das ist aber nur ein möglicher Ansatz, denn Silber wäre von einem Rückgang der Weltwirtschaft aufgrund des sich anbahnenden Handelskrieges stärker betroffen.
Die gegenwärtigen Risiken sprechen daher eher für Gold. Sein Preis wird zwar durch den steigenden Dollar belastet. Doch das muss nicht ewig so weitergehen. Es lauern nämlich so viele Risiken wie beispielsweise die türkische Währungskrise, die skeptisch betrachtete Wirtschaftspolitik der neuen italienischen Regierung und die verschärfte Geldpolitik der Fed, dass der Dollarpreis sinken könnte, während die Krisenstimmung anschwillt. Dann würde Gold sicher wieder im Preis steigen.
Hoffnung auf steigenden Goldpreis
Der Goldpreis reagiert meist etwas zeitverzögert auf wirtschaftliche Entwicklungen. Bei einer umfassenden Betrachtung aller gegenwärtigen Entwicklungen könnte er sogar noch etwas fallen, doch dann ist ein neuerlicher Anstieg zu erwarten. Langfristig orientierte Anleger positionieren sich daher jetzt mit kleinen Long-Derivaten, deren Verlust zu verschmerzen wäre.