Was bedeutet OTC-Handel?
Handeln mit OTC-Aktien ist ein Thema, das Anlegern attraktiv erscheinen kann. Doch was genau ist außerbörslicher Handel? OTC steht für „Over The Counter” („über den Tresen“). Der Begriff hat sich für den Handel außerhalb der Börsen durchgesetzt und beschreibt den direkten Handel von Aktien und Wertpapieren zwischen Verkäufen und Käufer auf den Kapitalmärkten. Alternativ wird OTC-Trading auch Freiverkehrs- oder Direkthandel genannt. Anders als der Börsenhandel unterliegt außerbörslicher Handel keiner Börsenaufsicht und wird nicht staatlich überwacht. Die gesetzlichen Bestimmungen für den Wertpapierhandel sind jedoch auch für den OTC-Handel mit Wertpapieren geltend. Beachtenswert ist, dass nicht alle gängigen Depot-Anbieter wie Banken und Broker den Handel außerbörslicher Wertpapiere anbieten. Überprüfen Sie daher die Konditionen der Depotführung, etwa eine kostenlose Depotführung, der verschiedenen Anbieter genau.
Besonderheiten des OTC-Handels
Aufgrund der fehlenden staatlichen Börsenaufsicht sind „über den Tresen“ mehr Finanzprodukte, wie Aktien, handelbar als beim Börsenhandel, nämlich auch solche Wertpapiere, die nicht standardisiert und deshalb nicht börslich zugelassen sind. Hierzu zählen unter anderem Optionsscheine – also klassische Hebelprodukte. Außerbörslich können aber auch Produkte gehandelt werden, die an der Börse verfügbar sind.
Da Börsen als Vermittlung zwischen Broker und Verkäufer beim OTC-Handel nicht vonnöten sind, fallen geringere Kosten an. Lediglich der OTC-Broker verlangt in der Regel Gebühren. Außerdem fällt der Handelszeitraum für täglichen Handel umfangreicher aus: Außerbörslich kann in der Regel von 8:00 Uhr bis 22:00 Uhr gehandelt werden, während Börsen die Türen oft erst um 9:00 öffnen und das Handelsgeschäft an Börsentagen hier nur bis 17:30 Uhr möglich ist.
Neben den Vorteilen, die durch die fehlende Börsenaufsicht entstehen, bringt dieser Faktor auch Nachteile mit sich. So steigt nämlich beim außerbörslichen Wertpapierhandel das Risiko und es bestehen keine Vergleichsmöglichkeiten der Preise wie an der Börse. Im Folgenden sollen die Vor- und Nachteile des OTC-Handels für Anleger genauer beleuchtet werden.
Handelsplätze für OTC-Wertpapiere
Direkthandel mit OTC-Aktien kann außerhalb jeglicher Handelsplätze im Direkthandel erfolgen. Jedoch ist ein OTC-Broker mit Zugang zu Handelsplätzen außerhalb der Börse ein guter Ausgangspunkt. Ein außerbörslicher Handelsplatz funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie traditionelle Börsen, bei denen Aktien-Emittenten und Anleger zusammengeführt werden und einen Direkthandel ermöglichen. Durch diese Vermittlung entstehen bei den Handelsplätzen auch Gebühren, die in den meisten Fällen jedoch auf die emittierenden Unternehmen ausgelagert und die Anleger nicht, oder nur in geringen Euro-Summen betreffen, weswegen die Kosten für Anleger gering gehalten werden können und die Order teilweise sogar kostenlos ausgeführt werden kann. Auch öffnen außerbörsliche Handelsplätze größtenteils zwischen 8 und 22 Uhr, was über die gewöhnlichen Börsen-Zeiten hinaus geht.
Vor- und Nachteile des OTC-Handels
Vorteile | Nachteile |
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Nicht selten läuft ein OTC-Handel gebührenfrei ab | Der OTC-Handel lässt sich börslich nicht kontrollieren |
Manche Produkte gibt es nur im OTC-Handel | Die Kurse müssen nicht stimmen |
Der Spread kann sehr gering ausfallen und sogar gänzlich verschwinden, wobei die Kursfeststellung von Brokern zu beachten ist | Es sind keine limitierten Orders möglich |
OTC-Handel ist schnell | Durch die fehlende Einsicht in das Orderbuch ist der OTC-Handel grundsätzlich intransparent |
Manche Produktinnovationen lassen sich nur per OTC-Handel verwirklichen | In illiquiden Märkten kann eine nicht sichtbare OTC-Handelsaktivität eines stark kapitalisierten Marktteilnehmers große, unerwartete Kurssprünge verursachen |
Neben den niedrigeren Kosten aufgrund des Wegfalls der Börsen als Vermittler profitieren Händler beim OTC-Handel auch von weiteren Vorteilen. So kann etwa schneller auf sinkende oder steigende Kurse reagiert werden, da sich der außerbörsliche Handel zeitsparend abwickeln lässt und nur wenige Sekunden bis Minuten dauert.
Risiken beim OTC-Trading
Die zahlreichen Vorteile des OTC-Handels sind jedoch nicht ohne Vorsicht zu genießen: Der Kunde verfügt außerhalb der Regulierung der Börsen über eine geringere Aufsicht beziehungsweise Kontrolle über die Kosten der Order. Das kommt auch daher, dass der Vergleich mit den Referenzmärkten nicht gegeben ist, den der Börsenhandel ermöglicht. Auch das Risiko eines Verlustes ist höher, da keine strengen Aufsichten. Deshalb gilt ganz generell: Handeln Sie nur mit Finanzprodukten, mit denen Sie sich auskennen! Finanzprodukte, die sowohl OTC als auch börslich gehandelt werden, können im OTC-Handel meist günstiger erworben und trotzdem mit den aktuellen Kursen an Börsen verglichen werden.
Ordergebühren des OTC-Handels
Einen Vorteil durch wegfallende Gebühren ergibt sich durch den OTC-Trade von Derivaten über einen Online-Broker, der ansonsten auch die börsliche Platzierung vornimmt, nicht. Beim Trading von OTC-Wertpapieren und Fonds fallen bis auf Ausnahmen (Sondervereinbarungen des Anbieters oder Brokers mit einem bestimmten Emittenten und nur für bestimmte Wertpapiere) ähnliche Kosten für eine Order an wie für die börsliche Platzierung, allerdings sparen Anbieter die sonst anfallenden Börsenspesen.
Ob Anbieter eine kostenlose Depotführung anbieten, oder ob Kosten in Höhe einiger Euro pro Order oder sonstige Trading-Gebühren anfallen, sollten Anleger sorgsam prüfen. Bei einem OTC-Handel von CFDs und binären Optionen hingegen entfallen auch die Ordergebühren (bis auf ganz wenige Ausnahmen bei einigen Brokern und einigen CFDs), was einen wirklich großen Vorteil des OTC-Handels ausmacht. Diesem Vorteil steht jedoch auch ein Nachteil gegenüber: Den Kurs für das Derivat legt der Broker fest. Dieser ist in vielen Fällen auch der Market-Maker (bei Binären Optionen immer, bei CFDs fast immer), sorgt also für den Ausgleich aller Call- und Put-Positionen und handelt zum Zweck des Hedgings selbst ein wenig mit, sodass alle Positionen insgesamt auf +/- 0,00 hinauslaufen sollen. Somit müssen Anleger nicht nur auf die Konditionen des Brokers achten, sondern auch die Order- oder Trading-Gebühren der Market-Maker beachten.
So läuft ein außerbörslicher Handel ab
Wer als Privatanleger OTC handeln möchte, kann dies über einen Online-Broker tun, der als Schnittstelle zwischen Käufer und Verkäufer oder auch Emittent fungiert. Der außerbörsliche Handel beginnt mit dem Interesse eines Käufers an einem bestimmten Finanzprodukt. Er stellt folglich eine Kursanfrage bei seinem Online-Broker bzw. OTC-Anbieter. Dessen Aufgabe liegt dann darin, einen unverbindlichen Preis in Erfahrung zu bringen, der für das Finanzprodukt von einem anderen Marktteilnehmer verlangt wird. Bei diesem Marktteilnehmer kann es sich um einen Emittenten, einen gewöhnlichen Händler oder einen Privatanleger handeln.
Ist der Interessent mit dem Kurs zufrieden und möchte das Finanzprodukt zu den angeforderten Konditionen erwerben, erfährt der Verkäufer hiervon und kann sich für oder gegen den Verkauf entscheiden. Letzteres kann dann für ihn von Vorteil sein, wenn sich in der Zwischenzeit ein Kursanstieg entwickelt hat, was auf den schnelllebigen Finanzmärkten schnell passieren kann. Wenn der Verkäufer den Kauf jedoch akzeptiert, kann die Order ausgeführt werden.
Das passende Depotkonto für OTC-Trading
Auch wenn OTC-Trading immer mehr Bekanntheit erlangt, bieten jedoch nicht alle gängigen Anbieter und Broker das Trading mit OTC-Aktien an. Voraussetzung für den OTC-Trade ist sowohl der Besitz eines Depotkontos, von dem aus mit Wertpapieren gehandelt werden kann, als auch ein Online-Broker, der diese Handelsart unterstützt. Wichtig ist es darüber hinaus festzustellen, ob der gewählte Online-Broker auch den Handel außerhalb der Börsen mit anderen Marktteilnehmern unterstützt. Es gibt auch solche Broker, die bei der Depotführung zwar den OTC-Wertpapierhandel, aber nicht den direkten Handel mit anderen Marktteilnehmern ermöglicht. Verschiedene Anbieter und Broker bieten diverse Konditionen an. Anleger sollten sich über verschiedene Gebühren, möglichst kostenlose Depotführung, sonstige Gebühren (pro Jahr oder Euro pro Trade), informieren, um das passende Depot für das OTC-Trading zu finden.
Fazit
OTC steht für „Over the Counter“-Handelsgeschäfte, die nicht an der Börse, sondern außerbörslich ablaufen. Ob Privatanleger vorzugsweise an Börsen oder außerbörslich handeln, ist von den persönlichen Präferenzen abhängig. Erfahrene Anleger, die häufig Kauf- und Verkaufsaufträge erstellen, profitieren von der kostengünstigeren Handelsweise über den Tresen. Es bestehen beim OTC Trading allerdings keine Vergleichsmöglichkeiten bei Produkten, die nur außerbörslich gehandelt werden. Laien sollten dann besonders vorsichtig vorgehen und keinen unüberlegten Handel mit ihnen unbekannten Finanzprodukten betreiben.
Auch sollten Anleger sich informieren, ob und in welcher Höhe die Broker-Konditionen der deutschen Einlagenversicherung folgen. Grundsätzlich gilt für den Handel mit Wertpapieren, sich im Vorhinein gut über alle Grundlagen der Geldanlage und des Handelns zu informieren und nicht mit Papieren zu handeln, mit denen man nicht vertraut ist. Auch bei OTC-Aktien stellt das passende Depot eine Voraussetzung für erfolgreiches Trading dar. Anleger sollten ein Depot finden, welches sich durch kostenlose Depotführung und günstige Konditionen auszeichnet. Auch sollte das Depotkonto Zugang zu zahlreichen OTC-Fonds und – Wertpapieren bietet. Das unterstützen allerdings nicht alle Banken und Brokerunterstützen. Ein Depotvergleich der Konditionen von Banken und Brokern kann kostenlos durchgeführt werden und lohnt sich, um kostenlose Broker mit guten Konditionen zu finden.
Häufige Fragen
Außerbörslicher Handel, auch als Over-The-Counter (OTC) Handel, Freiverkehrs- oder Direkthandel bezeichnet, bietet eine Möglichkeit, Aktien oder Anleihen außerhalb der Börse zwischen Finanzteilnehmern zu handeln. OTC-Handel wird allerdings nicht von jedem Broker unterstützt.
Durch den Verzicht auf traditionelle Börsen fallen häufig gebühren weg. Außerdem ist das Angebot an Wertpapieren auf den OTC-Märkten größer als an regulierten Börsen und ist oft sehr schnell abwickelbar.
Durch die fehlende Kontrolle der Börse lassen sich die Handelsbedingungen und Kursinformationen nicht prüfen. Kurssprünge und hohe Risiken können die Folge sein. Allgemein ist OTC-Handel recht intransparent und sollte nur mit Vorsicht durchgeführt werden.
Privatanleger können über einige Online-Broker am OTC-Trading teilnehmen. Jedoch bieten nicht alle Depot-Anbieter den Zugang zum Handel außerhalb der Börse an. Zu beachten ist je nach Absicht der Anleger ebenfalls, ob der Broker OTC-Wertpapierhandel aber nicht direkten Handel zwischen Marktteilnehmern ermöglicht.
Fall Interesse an einem OTC-Produkt besteht, können Anleger einen unverbindlichen Preis über den Online-Broker erfragen. Ist der Anleger bereit zu kaufen, so hat der Emittent/ Verkäufer die Gelegenheit, dies anzunehmen oder abzulehnen.